Sonntag, 20. März 2016

Etappen 7: Wir sichern Gesamtrang 17

Sebastian berichtet:

Heute können wir endlich mal ausschlafen, da der Start eine Stunde später als bisher ist. An meinen einstudierten Abläufen ändert das nichts. Erst Frühstück fassen und dann ab in die Mediclinic. Da die Wundversorgung des gestrigen Tages maximal in die Hose gegangen war, nehme ich diesmal mein Schicksal selbst in die Hand und sage, was zu tun ist. Mitgebracht habe ich spezielle Pads für Blasen, die Felix in weiser Vorrausicht mit nach Südafrika geschleppt hat. Den Schwestern (und Brüdern) in der Mediclinic fallen bald die Augen raus, als sie die sehen. Die Dinger werden bestaunt und fotografiert. Möglicherweise hat der Hersteller damit einen Großauftrag fürs nächste Jahr gewonnen ...

Photo by Ewald Sadie/Cape Epic/SPORTZPICS

 Unser Ziel für heute ist klar: Gesamtplatz 17 soll auf der letzten Etappe verteidigt werden. Am Start geht’s wie erwartet richtig scharf los. Felix macht das offenbar nix aus und er hält voll rein. Ich bin nach wie vor nicht ganz auf der Höhe, wenn’s um die Kurven geht und muss danach immer heftig antreten um den Anschluss wiederherzustellen. So am Limit war ich beim Etappenstart bisher noch nie. Schnell formt sich eine Spitzengruppe mit fünf oder sechs Teams. Direkt dahinter sind wir in einer Gruppe mit ungefähr zehn Teams. Mit dabei ist kein einziges, welches uns Rang 17 noch streitig machen könnte. Es läuft also bis dahin alles perfekt. Das Tempo nimmt allmählich ab und wir erholen uns vom Startgemetzel. Irgendwann taucht plötzlich Christoph Sauser neben mir auf. „Sch****“ denke ich sofort, da er mit seinem Teampartner ursprünglich nicht in der Gruppe dabei war. Der Kerl hat natürlich die Gruppe hinter uns im Alleingang rangefahren und dort waren unsere schärfsten Verfolger in der Gesamtwertung drin. Somit wird’s wieder interessant. Aber vorerst passiert nicht viel. Es rollt gut und der Untergrund kommt meiner physischen Verfassung entgegen. Erst kurz vor der dritten und letzten Verpflegungsstelle wird wieder scharf geschossen, da das Höhenprofil nun etwas anspruchsvoller ist. Dummerweise sind zu diesem Zeitpunkt schon 60 Kilometer rum. Der 60-Kilometer-Felix kann daher bei der entscheidenden Attacke, welche die Gruppe komplett zerlegt, nicht mehr mitgehen. Zum Glück geht es unseren direkten Konkurrenten in der Gesamtwertung noch schlechter, sodass wir diese wiederum stehen lassen. Ganz zum Ende ist dann die Luft weitgehend raus – nicht bei uns, sondern an meinem Vorderrad. Damit werden die letzten Meter ins Ziel nochmal zum Eiertanz. Aber es reicht um ins Ziel zu kommen. Mit Platz 15 ist es sogar unser mit Abstand bestes Etappenresultat. Die Mission „Gesamtplatz 17“ wird damit einwandfrei erfüllt.

Die achte Etappe soll nur wenig später beginnen: Einpacken. Doch zuvor erhöhen wir noch die Länge der Schlange am Geldautomaten, an welchem der Transponderpfand mittels Einmal-Kreditkarte abzuheben ist, um einige Größenordnungen. Wir sind einfach zu blöd das Ding zu bedienen. Bei Etappe acht kommen wir anschließend psychisch ans Limit. Aber wir beißen uns ein letztes Mal durch.

Felix scheint aber für die Übernachtung versehentlich ein Gefängnis gebucht zu haben. Umringt wird das Gelände von Stacheldraht und jede Tür und jedes Fenster ist mit extra abschließbarem Stahlgitter versehen. Vermutlich ist aber der durchschnittliche Zellenwärter in Guantanamo deutlich zuvorkommender und freundlicher als die Rezeptionsdame. Vorhin haben noch zwei Dalla-Dallas eine große Menge Hochprozentiges, eine Horde Frauen und eine Handvoll Männer vorm Hostel ausgeladen, welche offenbar die anderen Zellen okkupieren. Ich fürchte, wir werden uns diese Nacht wieder ins Zelt zurückwünschen ... (Nachtrag: es wurde nur deshalb unruhig, weil ich abends irgendetwas Verdorbenes gegessen hatte ...)

1 Kommentar:

  1. Ganz großes Kino, Jungs! Glückwunsch!
    PS: Beim nächsten Mal solltet ihr unbedingt "Compeed" als Sponsor gewinnen.;-)

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